Das Seelotsrevier Weser I

Das Seelotsrevier Weser I erstreckt sich über 33 Seemeilen von der Geestemünde (Lostenwechsel mit Kollegen der Brüderschaft Weser II/Jade) in Bremerhaven bis nach Bremen. Die Unterweser gilt als ein besonders enges und kurvenreiches Revier. Durch die geringe Solltiefe erfolgen viele Lotsungen im engen Tidenfenster bei maximalem Tiefgang. Deshalb erhalten Schiffe mit großen Abmessungen bzw. Tiefgang durch einen Kollegen zusätzlich eine Unterstützung per Radarberatung an Land. Hauptsächlich werden von den Schiffen die drei Häfen Nordenham, Brake und Bremen angelaufen. Ein Teil des Hafens von Bremen liegt hinter einer Schleusenanlage für Panmaxschiffe. Die zurzeit 36 Seelosten der Brüderschaft Weser I führen auch sämtliche Hafenmanöver durch. Dadurch entfällt ein weiterer Lotsenwechsel vor dem An- bzw. nach dem Ablegemanöver.

 

Eine kurze Geschichte einer besonderen Wasserstraße

 

Die Weser (lat. Visurgis) ist der längste Fluss, dessen Quelle (Fulda + Werra) und Mündung in Deutschland liegen. Viele hundert Jahre Geschichte spiegeln sich in seinen Fluten, große und kleine Konflikte wurden an seinen Ufern ausgetragen.

Im Jahre 12 v. Chr. ankerte der römische Feldherr Drusus mit seiner Flotte in der Wesermündung, seine Nachfolger kamen auf ihren Kriegszügen (14–16 n. Chr.) bis Minden.

Seit dem 6. Jahrhundert ist (Schriftquellen und Funden zufolge) Schifffahrt auf der Weser betrieben worden. Große Bedeutung erlangte die Schifffahrt allerdings erst, als Bremen im 10. Jahrhundert Marktrechte verliehen wurden. Bis ins Mittelalter prägten Koggen das Bild der Hansestadt. Die „Bremer Kogge“, datiert auf das Jahr 1380, wurde 1962 im Weserschlick (Bremen - Rablinghausen) gefunden, und zeigt eindrucksvoll die damalige Kunst des Schiffbaus. Dieser Fund wurde zur Initialzündung des schon lange geplanten Deutschen Schifffahrtsmuseums in Bremerhaven (Eröffnet: 1971).

Ende des 16. Jahrhunderts machte sich zunehmend eine Verschlechterung der Fahrwasserverhältnisse bemerkbar. Die Chronisten berichten immer wieder von Hochwasser und Deichbrüchen, wobei Bremen noch zusätzlich unter Überschwemmungen vom Binnenland leiden musste. Teilweise waren diese Probleme auch selbstgemacht. Die sogenannte „Mittelalterliche Landnahme“ (Rodung des Waldes für die Landwirtschaft) förderte Uferabbrüche und die Verwilderung (Bildung von kleinen Inseln, etc.) des Flusslaufes. Auf Anregung der Kaufleute wurde daher Anfang des 17. Jahrhunderts mit dem Bau des ersten künstlichen Hafens in Deutschland begonnen. Hier in Vegesack wurden die Seeschiffe gelöscht; der Weitertransport der Güter nach Bremen (Stadt) erfolgte mit kleineren Schiffen (Weserkahn).

Trotz erster Versuche des Bremer „Convoye - Departments“ (Bremische Wasserbauverwaltung) verschlechterte sich der Fahrwasserzustand der Weser so sehr, dass die Seeschiffe nur noch Brake oder Elsfleth erreichen konnten. Der Bremer Senat musste erneut handeln, um seine Stellung als Seehafenplatz nicht zu gefährden. Daher kaufte der Bremer Bürgermeister Johann Smidt (1773-1857) dem Königreich Hannover ein Gelände nahe der Wesermündung ab: Dies war die Geburtsstunde Bremerhavens.

Aber auch diese Maßnahme war keine Lösung von Dauer. Als 1871 das Deutsche Reich gegründet wurde, wollte Bremen auch dem Zollverein beitreten, um seinen Handel nicht zu gefährden. Um das Privileg eines Freihafens zu erlangen, verlangte Berlin, dass größere Seeschiffe auch tatsächlich Bremen erreichen könnten. Der damalige Bremer Oberbaudirektor Ludwig Franzius stellte sich dieser Aufgabe. Franzius erkannte, dass man der Tidewelle ein möglichst glattes Ein- und Ausschwingen ermöglichen musste. Dieses Konzept der „Trichtermündung“ hat sich bis heute bewährt. Ende des 19. Jahrhunderts lief der Lloyd-Dampfer „Hannover“ als erstes Schiff in den neu gebauten Freihafen (heute Europahafen) ein.

Zwischen den beiden Weltkriegen (1921) übernahm das Deutsche Reich die Wasserstraßen. Für die Weser verpflichtete es sich, „Dass das jeweilige Regelfrachtschiff im Weltverkehr unter Ausnutzung des Hochwassers nach Bremen verkehren kann“. In Erfüllung dieser Verpflichtung wurde die Unterweser immer wieder ausgebaut, zuletzt in den 1970-er Jahren zum sogenannten „9-m-Ausbau“ (= Sohlenlage auf 9 m unter (dem damaligen!) Seekartennull).

Für die Zukunft sind noch kleinere Fahrwasseranpassungen bis Brake geplant. Dabei spielen heute neben den wasserbaulichen Anforderungen, die ökologischen Folgen dieser Maßnahmen (und deren Ausgleich) eine immer größere Rolle.

 
 

So dient heute die Unterweser der Schifffahrt als leistungsfähige Wasserstraße, der Sportschifffahrt als abwechslungsreiches, aber auch manchmal anspruchsvolles Revier, und der Bevölkerung an ihrem Ufer als Naherholungsgebiet. Und meistens funktioniert dieses Nebeneinander, trotz unterschiedlicher Interessenlagen, konfliktfrei. 

 

Weite Sicht, flaches Land,
frische Seeluft, Riesen-Pötte und Verantwortung.

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